Blau-Gold richtet Hessenmeisterschaft und 3. Gießener Gymnastik-Cup aus
Gießener Mädchen feiern Erfolge in Rhythmischer Sportgymnastik
Als der "weiblichste und schönste Sport für Mädchen" wird die Rhythmische Sportgymnastik (RSG) bezeichnet. Dass dies keine leere Floskel ist bewiesen die 250 jungen Turnerinnen unterschiedlichen Altersklassen und Disziplinen am vergangenen Wochenende in der Sporthalle "Am Ried" in Gießen-Wieseck.
Als sich vor dreieinhalb Jahren Julia Jurisic bei der TSG Blau-Gold vorstellte, staunte Vorsitzender Bernhard Zirkler nicht schlecht. Eine ehemalige Russische Meisterin und ausgebildete Trainerin in der Rhythmischen Sportgymnastik "Master des Sports der Russischen Föderation", hatte ihren Lebensmittelpunkt von Ekatarinburg nach Gießen verlegt und startete bei Blau-Gold den Aufbau einer Sportgruppe.
Inzwischen ist die Anerkennung erfolgt, Julia Jurisic besitzt die Trainerlizenz des DOSB und der Aufbau der Gruppe gestaltete sich äußerst erfolgreich. Zur Zeit trainieren über 200 junge Mädchen in Vereinsräumen und Turnhallen und dem Wunsch nach einer weiteren Präsentation vor Publikum war der Vorstand gerne nachgekommen.
Der Gießener Mehrspartenverein hat damit eine Lücke im Turnverband erfolgreich geschlossen. Zwischen Frankfurt und Kassel entsendet seit Jahren kein Hessischer Verein mehr Turnerinnen zu den Wettkämpfen der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG).
Erstmals hatte der Hessische Turnverband eine RSG-Meisterschaft nach Gießen vergeben. 73 der jüngsten Gymnastinnen im Alter von fünf bis neun Jahren in den Einzeldisziplinen Seil, Reifen, Ball, Keulen, Band und ohne Handgerät turnten am Samstag um die hessischen Meistertitel. Danach zeigten 62 Gymnastinnen im Junioren- und Erwachsenenalter ihre Choreographien in Gruppendarbietungen mit Keulen und Bällen. Schon bei den Kleinsten sah man beeindruckende Leistungen. Zwar machte sich noch das ein oder andere Gerät selbständig, doch die Mädchen ließen sich nicht davon beirren und griffen zum am Rande deponierten Ersatzgerät. Besonders die Beweglichkeit der Kinder erstaunte, Spagat und Brücken wurden so selbstverständlich präsentiert, dass der Betrachter meinen konnte, dass dies einfache, normale Bewegungsformen seien.
Die achtjährigen Blau-Gold Turnerinnen Josefin Lauk und Iona Dorothea Lepadatu lieferten eine
positive Darbietung ab, mussten aber der erfahrenen Konkurrenz aus der hessischen Gymnastik-Hochburgen Neu-Isenburg, Frankfurt, Sprendlingen und Wiesbaden den Vortritt lassen. Auch Annabelle Geiges bekam ihre Nervosität nicht ganz in den Griff, erreichte zwar mit 50,1 Punkten eine gute Wertung die allerdings nicht für vordere Plätze reichte. Olivia Janzen konnte sich mit dem Reifen auf Platz sechs platzieren und war im Gesamtergebnis mit einem guten Mittelplatz zufrieden.
Bei den Gruppendisziplinen dominierten die Turnerinnen aus Sprendlingen und Kassel, bei den Duos
hatten die Paare aus Gruß-Zimmern die Nase vorne.
Die Verantwortlichen des Hessischen Turnverbandes zollten der Organisation des Blau-Gold-Teams viel Lob für den reibungslosen Ablauf und die liebevoll, mit vielen Luftballons dekorierte Halle. Sie machte allerdings auch darauf aufmerksam, dass für größere Meisterschaften die Deckenhöhe nicht ausreichend ist.
Am Sonntag richtete die TSG Blau-Gold den 3. Gießener Gymnastik-Cup aus. 90 Gymnastinnen aus Göttingen, Oppau, Kassel, Münster, Koblenz, Höhr-Grenzhausen, Essen und Mommenheim/Mainz waren der Einladung nach Gießen gefolgt.
Die 13-jährige Blau-Gold-Gymnastin Miroslava Zamula siegte überlegen im Wettkampf Band und Reifen vor ihrer Vereinskameradin Karolina Wansiedler. Leonie Binder überzeugte mit ihrer Übung mit dem Ball, Alina Boos mit den Keulen. Xenia Kehl verfehlte den Sieg bei der Disziplin ohne Handgerät nur knapp. Der tänzerische und ausdrucksstarke Vortrag der Sechsjährigen überzeugte, nur ihre ältere Konkurrentin, Anastasia Birk aus Oppau, hatte knapp die Nase vorne.
In der Altersgruppe der Elfjährigen belegten die Blau-Goldenen Kristina Mozdriakova bei der Reifendisziplin und ohne Handgerät mit ihrer Vereinskameradin Jolie Lauk Plätze im Vorderfeld. Lorena Stieben gewann die Disziplinen Reifen und ohne Gerät vor Anna Sophie Klein bei den Zehnjährigen.
In einer eigenen Liga präsentierten sich Iryna Gomoniuk aus der Ukraine, die sich der TSG angeschlossen hatte. Iryna war in ihrer Heimat in einem Sportinternate und hatte ein Trainingspensum von bis zu 32 Stunden in der Woche. Sie präsentierte ihre mit atemberaubenden Elementen gespickte Küren mit allen Geräten fehlerfrei und begeisterten sowohl das Publikum als auch den Turn-Nachwuchs mit ihren akrobatischen Übungen. Ihr überlegener Sieg stand nie infrage obwohl ein Reifen kurz die Decke touchierte. Iryna mit ihren ukrainischen Kameradinnen stellen für das RSG-Nachwuchstraining eine große Bereicherung und Motivation dar und haben sich schon nach kurzer Zeit hervorragend in dem Verein integriert.
Trainerin Julia Jurisic war sehr zufrieden mit den Darbietungen ihrer Mädchen, haderte allerdings etwas mit der Problematik der Gießener Wettkampfstätten. Nicht nur für Turniere sondern auch für das Training gibt es keine Hallen, die die erforderlichen Höhen aufweisen. Die Nutzungszeiten sind darüber hinaus beschränkt, ein großer Nachteil gegenüber den Leistungszentren und auch ein Grund dafür, dass nur wenige Vereine RSG in ihrem Programm haben.